Warum ihr Nachhaltigkeit bis unter die Haut geht und wie sie und ihr Team bei Bechtle mit der richtigen Strategie Unternehmen so berät , dass Circular Economy ganz selbstverständlich läuft und wie man mit Remarketing richtig sparen UND gutes für den Klimaschutz tun kann?

All das und noch viel mehr spannende Insights rund um nachhaltige Wiederverwertung von IT-Hardware im brandneuen CDR SUMMIT Podcast mit Silvia Schuch.

Interview mit Silvia Schuch, Expertin für Remarketing und nachhaltige IT-Hardware.

Moderation & Interview: Denise Wenzel

Denise:
Silvia, Du bist meine Expertin heute zum Thema Nachhaltigkeit und ganz speziell nachhaltige Wiederverwertung von Hardware, Remarketing und Circular Economy. Und das Letztere trägst du ja sogar unter der Haut!


Silvia:
Das stimmt! (zeigt ihren Unterarm) Circular Economy, ist deshalb eine Lebenseinstellung von mir, weil ich versuche jegliches Handeln nachhaltig zu gestalten. Privat wie beruflich. In der Beratung unserer Kunden, kann ich genau das abbilden. Denn jedes Unternehmen hat individuelle Anforderungen und die Idee des nachhaltigen Handels ist dann oft erst der erste Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Die Umsetzung ist dann die Kunst, die man gemeinsam mit den Künstlern, also dem Unternehmen, in der IT vollbringt.



Denise:
Warum brauchen wir aus deiner Sicht in Deutschland eine funktionierende Kreislaufwirtschaft, wenn wir ein führender Industriestandort bleiben wollen?


Silvia:
Fangen wir mal damit an, dass spätestens seit dem Klimawandel Jedem klar sein sollte das unsere Ressourcen auf der Welt begrenzt sind. Viel zu lange haben wir permanent entnommen und nicht wieder zurückgeführt, sodass sich das jetzt auf das Klima und zwangsläufig auch auf die Wirtschaft auswirkt. Die Ressourcenknappheit wurde grade in der IT dieses und vergangenes Jahr durch den Lieferengpässe der Hardware massiv deutlich. Deutschland ist außerdem durch die Produktion in anderen Ländern vom Import abhängig, was sich ebenfalls in dem grade beschrieben Szenario negativ auswirkt. Die Lösung ist, dass wir lernen bestehende Ressourcen wieder aufzubereiten und weiter zu nutzen ohne abhängig von Neuproduktion im Ausland zu sein. Das Potenzial hierzu ist enorm und heißt Kreislaufwirtschaft! Denn wir führen bestehende Ressourcen zurück in den Kreislauf um diese weiter zu nutzen statt neu herzustellen oder zu vernichten. Um ein paar Zahlen zu nennen: Gemäß Circularity Gap Report werden grade mal etwas über 8 Prozent der Güter wiederaufbereitte. Hier steckt viel Potenzial nach oben!


Denise:
Welche Veränderungen in mittelständischen Unternehmen sind notwendig, um IT-Nutzung zirkulär auszurichten?


Silvia:
Die gute Nachricht ist, dass viele Unternehmen mittlerweile verstanden haben, dass Recycling von IT der letzte Weg sein sollte und es noch viele Schritte dazwischen geben kann, wie zum Beispiel Reparatur, Wiederaufbereitung, Remanufacturing von Hardware. Also die Hardware zu professionellen Wiedervermarktern wie der Bechtle Remarketing zu geben. Auch die Wirtschaftlichkeit von Remarketing ist natürlich hierbei ein wesentlicher Faktor. Denn die Geräte haben häufig auch noch einen Restwert, welcher in Reinvestitionen genutzt werden kann.
Der nächste Schritt ist jetzt, dass Unternehmen auch auf die Nutzung von refurbished Hardware setzen! Dazu muss ein Mind-Change passieren, denn oft ist es der Prestigegedanke, der zum Erwerb neuer Hardware führt. Neu ist eben aber nicht gleich besser. Es gilt zielgerichtete einzukaufen und sich zu fragen, ob es innerhalb des Unternehmens wirklich notwendig ist, dass alle Bereiche mit der neusten und leistungsstärksten Hardware arbeiten müssen. Schließlich schont refurbished Hardware nicht nur die Ressourcen, sondern ist auch in der Investition bis zu 60% günstiger.


Denise:
Warum braucht es da besonders beim Mittelstand ein Umdenken bei Ressourcen?
Silvia: Wenn man es genau nimmt, kommt der Mittelstand zwangsläufig nicht drumherum denn wenn Konzerne berichtspflichtig werden, was Ihren CO2 Footprint betrifft, werden Zulieferer indirekt mit Anforderungen konfrontiert. Der Mittelstand hat außerdem einen großen Hebel! Durch kürzere Entscheidungswege, ist es grade hier möglich Trends zu setzen. Wie wäre es also wenn gesammelte mittelständische Unternehmen mit den Vorurteilen der Nutzung von refurbished Hardware brechen und aufzeigen das es die Nachhaltigkeit mit dem Nutzungsverhalten beginnt! Der Mittelstand hat häufig auf Grund der Größe die Chance auf refurbished Hardware umzusteigen. Das würde sich positiv auf Partnerschaften und Geschäftsbeziehungen und jegliche Außenwirkung auswirken!


Denise:
Warum sind nur zirkuläre Unternehmen fit für die Zukunft?

Silvia :
Ganz einfach! Weil sie sich unabhängiger machen von Primärressourcen


Denise:
Unternehmen werden in den kommenden Jahren im Bereich CSR berichtspflichtig. Welche Bedeutung hat das in Bezug auf Kreislaufwirtschaft in Unternehmen? Kannst Du das für uns mal einordnen und in Bezug setzen, wie das zirkuläre Wirtschaften einen Auswirkung hat auf meine Co2-Ersparnis?

Silvia :
Die CSRD erweitert die Anforderungen rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung an europäische Unternehmen. Ziel der EU ist es, mit der CSRD zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft in Europa beizutragen.
(Unternehmen müssen ihr Handeln zum zirkulären Wirtschaften hin ändern, ihre Emissionen
nachweislich senken, zur Biodiversität beitragen und die Chancengleichheit im Unternehmen sicher stellen à Das zirkuläre wirtschaften bedeutet eine Kombination aus den Komponenten der Wiederverwendung, der Wiederherstellung (also Reparatur) und der Weiternutzung der Materialien und Ressourcen am Ende des Zyklus also des klassischen Recyclings. Übersetzt in die CO2-Ersparnis bedeutet das, dass ein Unternehmen welches nachweislich diese Schritte befolgt aktiv dazu beiträgt CO2 Emissionen zu senken, da nicht direkt linear ins Recycling gegeben wird, sondern erst die vorangegangen Schritte eingehalten werden. Gibt ein Unternehmen Hardware zu uns ins Remarketing, können wir diese Schritte einhalten und dem Unternehmen eine CO2 Ersparnis nachweisen, welche dann in die Berichterstattung einfließen kann, da wir die CO2-Ersparnis entgegen des Recyclings setzen. Auch Unternehmen die auf refurbished Hardware in der Nutzung setzen, sparen CO2 ein und erhalten von ebenfalls einen Ersparnisnachweis.


Denise:
Da schließt sich auch IT Sustainability Award, den Du ins Leben gerufen hast, den nämlich erhalten Unternehmen, welche durch die Rückgabe von IT Hardware im Vergleich zur Neuproduktion das meiste CO2 eingespart haben, oder?

Silvia:
Richtig. Wir haben bislang die Einsparung der Emissionen entgegen der Neuproduktion gesetzt. Diese Berechnungslogik ändern wir ab 2023 um die Einsparung der Emissionen bei Rückgabe von Hardware auch berichtbar in den Scope 3 Emissionen zu machen. Dort fallen die Emissionen von gekauften Waren und Dienstleistungen rein, sowie der Umgang damit am Nutzungsende. Der IT Sustainability Award legt dar, welches Unternehmen seine Hardware an uns zurück gegeben hat und die meiste CO2 Ersparnis hatte. In die Berechnung fließen dabei Faktoren wie der Transport, die Datenvernichtung sowie der Komponententausch mit ein. Unternehmen welche also Ihre Daten bei uns löschen lassen, sparen Emissionen dadurch, dass wir unsere Standorte mit Ökostrom betreiben. Bei der Beratung der Unternehmen, setzen wir auch einen Fokus auf die Transportwege und beraten dahingehend, diese möglichst emissionsschonen und verpackungsarm zu gestalten um eben auch diesen Wert gering zu halten.

Wenn Unternehmen hingegen Hardware bei uns kaufen, setzen wir die Berechnung Logik weiterhin in Bezug zur Neuproduktion. Denn wenn ein Gerät nicht neu hergestellt werden muss, spart das die meisten Emissionen.


Denise:
Lass uns nochmal kurz rein wirtschaftlich das ganze betrachten: Warum ist die Rückgabe von Hardware ist nicht nur nachhaltig sondern auch wirtschaftlich interessant? Rechnet sich das unternehmerisch?

Silvia:
Pauschal gesagt ja. Aber… das Potential könnte noch größer sein. Und damit kommen wir zum wesentlichen Hebel, den Unternehmen haben. Aus einer Bitkom Studie wissen wir das 35% der Unternehmen Ihre Hardware im Pool behalten. Die Gründe hierfür sind ganz unterschiedlich. Fakt ist jedoch, dass diese Hardware über lange Verweildauer stark an Wert verliert und man sie dem Kreislauf vorenthält. Ja, die Hardware kann dann auch noch was wert sein aber viel wirtschaftlicher wäre es, Hardware nach der Nutzung direkt in den Kreislauf zu geben weil dann noch oft Rückkaufwerte von bis zu 25% vom Neuanschaffungswert zu realisieren sind. Dieser Wert sinkt mit längerer Dauer der Aufbewahrung.

Denise: Okay, das waren super viele spannende Insights in das Thema und auch viele Begriffe ( Und vielleicht geht es ja einigen wie mir) Kannst du mir kurz nochmal den Unterscheid erklären zwischen Lifecycle -Beratung , dem Remarketing, und klassisch dem Recycling?

Wir als Bechtle betrachten die IT ganzheitlich. Unsere Kunden können sicher sein, dass wir nicht nur zur Neubeschaffung aussagekräftig sind sondern unsere Gesellschaften jede Kundensituation allumfänglich und individuell betrachten. Die LifeCycle Beratung bezogen auf die IT bedeutet die gesamte Beratung zu einem Produkt noch vor Entscheidung des Produkts zu erwerben (zum Beispiel wie es ein Kunde gemacht hat und die Hardware anhand des CO2 Footprints ausgewählt hat), die Werte haben wir von den jeweiligen Herstellern erhalten. Das Remarketing ist Teil dessen, denn bei einem gesamt Lifecycle, spielt auch wieder die Frage eine Rolle, was man mit dem Produkt nach der aktiven Nutzungsdauer macht. Hier unterstützen wir die Unternehmen mit einem Konzept der Rücknahme der Hardware. Wir bereiten die Hardware dann wieder auf uns geben sie dem IT Kreislauf zurück. Und das Recycling bedeutet im IT Kontext, dass Hardware welche nicht mehr wiederaufbereitet oder deren Komponenten ausgetauscht werden können weiter zu einem unserer Partner geht, der die Geräte in Ihre Einzelteile zerlegt und die Rohstoffe entnimmt um diese wiederum in den Rohstoffkreislauf zu geben. So bilden wir für jede Kundensituation den gesamten Kreislauf ab.

Denise:
Gerne zum Schluss ein Blick zurück und gleichzeitig nach vorn in die Zukunft: Seit bereits über 10 Jahren trägt die Bechtle Remarketing zur Kreislaufwirtschaft in der IT bei: Was sind die größten Veränderungen in der Kreislaufwirtschaft in der IT und wohin soll es zukünftig (noch) gehen?

Silvia:
Kreislaufwirtschaft wird plötzlich (be)greifbar weil Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit im Kontext gedacht wird. War es vorher eine Theorie, die aus der Ferne betrachtet wurde, so ist es jetzt so, dass immer mehr Unternehmen sich in der Pflicht sehen Klimaneutral zu werden. Waren die Unternehmen also vorher die Zuschauer im Stadion, so stehen sie jetzt mitten auf dem Feld und haben den Ball in greifbarer Nähe. Mit der richtigen Strategie, zu der wir beraten, trifft der Ball genau ins Tor und macht die Circular Economy im eigenen Unternehmen zu einem Spiel, das ganz selbstverständlich gut läuft.


Vielen Dank, liebe Silvia für das interessante Gespräch!




CDR Summit Podcast-Aufzeichnung am 24.11.2022
Studio & Realisation Podcast: HINTE Marketing & Media
Redaktion: Denise Wenzel